Unser Jugendbuchpreis

Die Jugendbuchpreisträgerin 2022

 

Paula Anouk Wenkel stellt sich vor:

Ich bin Paula, ein Mädchen, das in ein Buch hineinschnuppert, wenn sie es in den Händen hält. Ich liebe Bücher über alles, ich schreibe und lese und lese und schreibe. Ich liebe Städte. Mich erfüllt es, an Bahnhöfen, in Parks oder in Cafés Menschen und Geschehen dort zu beobachten, wenn ich doch einmal mit meiner Familie die dörfliche Idylle verlasse, in der ich lebe.

Als ich klein war, wollte ich immer wissen, wie man etwas aufschreibt. Was sind Wörter und Sätze, wie entziffert man Bücher? Das sind alles Fragen, die ich mir schon mit fünf Jahren stellte. In abgewandter Form natürlich, aber sie waren dennoch da. Immer wollte ich wissen, was es mit diesen magischen Zeichen auf sich hatte. Ich kritzelte Blöcke voll mit für andere unlesbaren Zeichen und erzählte meine ersten Geschichten, die nur ich lesen konnte.
Kurz bevor ich in die Schule kam, lief ich schon mit einem rosa, flauschigen Notizbuch durch unseren Garten und löcherte meine Mama mit Fragen über verschiedene Wörter. Das waren meine ersten Schritte zum Schreiben. In der Grundschulzeit wurde aus einer fantasievollen Geschichte ein eigenes kleines Büchlein mit selbst gestalteten Zeichnungen.Paula Anouk Wenkel
Schon oft – noch bevor ich von diesem Schreibwettbewerb wusste – habe ich mir vorgestellt, wie ein Buch von mir in den Läden steht, Menschen es aus den Regalen nehmen und so begeistert vom Klappentext sind, dass sie es lesen wollen. Ich wollte und will Menschen mit dem begeistern, was ich geschrieben habe, und jetzt besteht sogar die Chance, dass dies wirklich passiert. Aber eigentlich schreibe ich, weil es ein Teil meines Lebens ist, durch den ich mich vollkommen fühle.

Ich hatte schon oft Ideen und Szenen in meinem Kopf und war anfangs restlos begeistert von ihnen, bis ich von Zeit zu Zeit merkte, dass sie für mich doch nicht schreibtauglich waren. Zuerst war das nur Fan-Fiction zu »Harry Potter« und »Die wilden Kerle«, weil ich nicht wollte, dass die Geschichten endeten.

Die Idee zu »Shadow days of love« kam mir in einem Traum – Einbruch, Verfolgungsjagd, alles so verrückt! Der Traum konnte gar nicht anders, als mir in Erinnerung zu bleiben. Mehrere Tage habe ich nachgedacht, bis ich das Ganze beim Schopfe packte. Mit groben Ideen und keinem wirklichen Plot setzte ich mich hin und schrieb. Für die ersten Kapitel brauchte ich Ewigkeiten, bis ich wusste, was Victoria mir und den Lesern erzählen will. Ab da war alles ganz leicht. Die Worte flossen mir nur so aus den Fingern und das Gefühl, etwas gefunden zu haben, dass mich glücklich machte, war fantastisch. Eine Geschichte, in der Jugendliche in gefährlichen Situationen zusammenhalten, egal wie verboten es ist und welche Konsequenzen folgen. Eine Gemeinschaft mit Liebe, Freundschaft und Vertrauen. Ich finde, gerade in der heutigen Zeit ist es wichtiger denn je – das hilft und gibt Kraft.

Eure Paula Anouk Wenkel (P.A.W.)

 

Die Jugendbuchpreisträgerin 2020

 

Madleine Smykalla stellt sich vor:

»Hallo! Ich bin Madleine Smykalla, 11 Jahre alt und schreibe nur Geschichten hier rein. Deswegen ›Geschichtlein‹. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen, lieber Leser.«

So habe ich mich in meinem ersten ›Geschichtlein‹ vorgestellt, vor sechs Jahren. Es ist ein grünes Buch, das mit violetten Klecksen, einem Washi Tape und Stickern verziert ist. Da fing ich das erste Mal an, ernsthaft Geschichten zu schreiben. Insgesamt habe ich drei solcher ›Geschichtleins‹ vollgeschrieben. Madleine Smykalla

Jetzt bin ich 17 Jahre alt und verbringe meine Zeit am liebsten mit Geschichten schreiben, lesen, Filme schauen, Gitarre, Geige oder Volleyball spielen und malen.Eigentlich habe ich mir schon immer Geschichten ausgedacht und es mit 11 ›offiziell‹ gemacht. Die meisten meiner Erzählungen sind jedoch nicht aufgeschrieben. Früher habe ich mir mit meiner Schwester ein Zimmer geteilt und ihr zum Einschlafen verschiedenste Geschichten erzählt, die meistens dazu geführt haben, dass wir länger wach geblieben sind, anstatt schneller einzuschlafen. Dabei ging es um Einhörner, Rennradfahrer oder das ›Alles-Land‹, in dem meine Schwester und ich die Hauptcharaktere waren und jeden Tag an einen neuen Fantasieort reisten und neue Menschen kennenlernten. Wenn ich zu müde war, merkten wir uns, wo wir aufgehört hatten und ich erzählte am nächsten Abend meine Geschichte weiter. Im Ferienlager erzählte ich meinen Freundinnen abends im Zelt Gruselgeschichten, doch meistens waren diese so schaurig, dass ich ihnen dann doch wieder von Marshmallows und Einhörnern erzählen musste, damit wir einschlafen konnten.

Und wenn ich meine Geschichten aufschrieb, war es immer etwas ganz Besonderes. Einmal habe ich sogar eine in ein DIN A 4 Heft geschrieben und so getan als wäre es ein Buch.

Zu jeder Geschichte malte ich Bilder, damit meine ›Leser‹ sich meine Traumwelten besser vorstellen können, manchmal habe ich auch Comics gezeichnet.

Mir hat es schon immer Spaß gemacht, so zu tun als würde der Leser mitten im Geschehen sein. Ich liebe es anderen meine Träume zu zeigen und sie für eine kurze Zeit in ihre Fantasie zu entführen. Ich schrieb Geschichten wie ›Die Märchen Beschützer‹ oder Geschichten von Conni, um mehr von meinen Helden haben zu können, oder um Filme und Märchen schöner zu machen, als sie eigentlich sind.

Viele Notizhefte, die eigentlich Tagebücher sein sollten, endeten letztendlich doch als freier Raum für neue Abenteuer.

Als ich das erste Mal Harry Potter las, begann ich mich in das Fantasy-Genre zu verlieben und fand die Idee für mein bisher bestes Stück, ›Vespia & Aurora – Schwestern der Glitzerpower‹.

Fantasy gibt einem die Möglichkeit dem Alltag zu entkommen. Gerade in Zeiten wie diesen ist es schön, sich fortträumen und die Realität hinter sich lassen zu können. Man kann sich eine schöne neue Welt ausdenken und so auch Charaktere, in die man sich augenblicklich verliebt. Mir kam die Idee zu meinem Buch im Sommer 2019, nachdem ich mein letztes großes Projekt, ›Ein unvergesslicher Sommer‹ (meine Cousine/Cousins, Schwester und ich haben dazu sogar einen ›Trailer‹ gedreht, weil wir sie wirklich gern verfilmt hätten) zu ende geschrieben hatte.

Ich hatte Lust, etwas komplett Neues zu schreiben und mich vom Stift zum Computer hinzubegeben. Es sollte eine Fantasy-Geschichte sein, die von Feen und Magie handelte. Meine erste Idee dazu hatte ich allerdings bei meinen Latein-Hausaufgaben, als ich auf das Wort ›Nigromantia-Magie‹ stieß. Von da an war mir klar, dass dieses Wort irgendwie mit meiner Geschichte zu tun haben muss.

Ich schrieb ein grobes Skript und begann meine Geschichte nach und nach aufzubauen. Dabei kam ich oft von meinem eigentlichen Plan ab und veränderte viel. Ich fügte so manches hinzu und nahm einiges raus, bis ich mir ein dreiviertel Jahr später zu 100% sicher war, dass es die perfekte Geschichte ist.

Mir ist an meinem Buch wichtig, dass es zeigt, wie schlimm Egoismus sein kann, der bei der Bösewichtin ›Miss Maunz‹ zum Vorschein kommt. Außerdem soll es vermitteln, dass man für das eingestehen soll, was einem richtig erscheint, egal was alle anderen darüber denken. Außerdem ist mein Buch dafür da, um zu verdeutlichen, dass die Familie und die Liebe das schönste und wichtigste im Leben ist.

Mein größter Traum ist, irgendwann mein eigenes Buch in den Händen zu halten, das nicht nur meine Freunde und mich selbst, sondern auch Menschen überall begeistert. Es wäre unglaublich, wenn nicht nur meine Geschichte veröffentlicht werden würde, sondern diese auch mein eigenes Cover beinhaltet. Ich arbeite schon seit längerem an Illustrationen für mein Buch und zeichne die Orte so, wie ich sie mir vorstelle. Wie schön wäre es, meine eigenen Zeichnungen auf einem Buchcover zu sehen?

Ich stelle es mir manchmal vor, wie die Leute an einem kleinen Buchladen vorbeischlendern und sagen: »Wow, das Buch sieht interessant aus.«

Es ist so schön, wenn ich anderen Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern kann und sie nicht aufhören können zu lesen. Denn das ist es, was ich mir von meiner Geschichte erhoffe.

Vielen Dank für diese Chance!

Madleine Smykalla


 

Die Jugendbuchpreisträgerin 2019

 

Elena Fankhauser stellt sich vor:

»Ein Mädchen mit grünblauen Augen, roten Wangen, dunkelblonden Haaren und Sommersprossen; das war ich und bin ich heute noch. Ich wohne in der Schweiz in einem Dorf und fahre von dort aus jeden Tag mit dem Fahrrad auf ein sprachliches Gymnasium in der nächstliegenden Stadt zur Schule.

Ich bin ein absoluter Bücherfan. Ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich Filme ebenso liebe. Mich zu diesen beiden Tätigkeiten in eine Decke einzukuscheln, macht mich durch und durch glücklich. Sport und Musik sind aber um einiges wichtiger für mich: Ich tanze Hip-Hop und Rock‘n’Roll, spiele leidenschaftlich Klavier und gehe in einen Fußballclub. Vor allem die Musik inspiriert mich zu vielen Dingen, dazu gehört auch das Schreiben. Doch wie bin ich eigentlich zum Schreiben gekommen?

Alles hat mit dem Lesen angefangen; kaum habe ich die Buchstaben, Worte, Sätze zu entziffern gelernt, verschlang ich mit Begeisterung Buch um Buch. Danach ging es ziemlich schnell – ich kreierte meine eigenen Geschichten, zeichnete meist Bilder dazu und später, als ich neun war, entstand mein erstes ›richtiges‹ Büchlein. 33 Seiten umfasste es und war ein Gemisch aus allem Möglichem, was ich aus dem Genrebereich Fantasy gelesen hatte. Nach dieser Geschichte wurde es für mich zur Gewohnheit, alle Ideen, die mir durch den Kopf schossen, niederzuschreiben.

Die Idee zu »Tränen der Hoffnung« geisterte mir mit zehn das erste Mal im Kopf. Anfänglich ähnelte mein Grundgerüst einer Serie, die ich mir dazu mal angesehen hatte. Mit der Zeit wich ich von dieser ab, entwarf neue Ideen, stellte alles so lange auf den Kopf, bis kaum mehr ein Fetzen der Serie übrigblieb. Dann begann ich drauflos zu tippen, jedoch ohne eine Ahnung zu haben, wie die Geschichte mit Jane ausgehen würde. Mit elf waren meine Schreibphasen sehr unregelmäßig, mit zwölf schrieb ich deutlich mehr. Dann aber, kurz vor Übertritt in die Oberstufe, warf ich alles über den Haufen – mindestens 80 A-4 Seiten löschte ich, nichts kam mir originell vor.

Zum Glück erhielt ich neue Inspiration durch die Ferien, die Musik und die Natur, doch die besonders guten Einfälle kamen mir nachts. Das ist heute noch so: Wenn ich eine gute Idee brauche, muss ich nachts nur wachliegen und mir diverse Szenen ausmalen. Leider bekomme ich dadurch ziemlichen Schlafmangel, was dazu führt, dass ich in der Schule noch häufiger abschweife. Aber jetzt mal ganz unter uns… das nehme ich für die guten Einfälle wirklich gern in Kauf! 😉

Mit Gymnasiumsbeginn fing ich also von vorne an – diesmal mit einem bis ins Detail gehenden, roten Faden. Sieben Monate dauerte es, bis ich am 1. Mai 2017 den letzten Satz des ersten Teiles schrieb. Damals wusste ich nicht, dass noch sechs Monate Überarbeitung vor mir liegen. Gegen Ende November bewarb ich mich für das Jugendbuch des Jahres 2018. Heute bin ich sehr froh, nicht ausgewählt worden zu sein, und das aus zwei Gründen: Durch die Kritik der Deutschen Literaturgesellschaft, ich solle allen Charakteren mehr Tiefe geben, konnte ich mein Buch sehr verbessern und in den Frühlingsferien 2018 kam mir wie aus dem Nichts eine ultimative Idee…

Ich brachte diese Idee in die Geschichte ein, was leider mehrere Monate dauerte und teilte jeder Person einen Lebenslauf und eine Charakterbeschreibung zu. Nach dieser Überarbeitung schrieb ich Exposés und Leseproben, gleichzeitig sandte ich mein Buch für den Jugendbuchwettbewerb 2019 ein, ohne mir nochmals große Hoffnungen zu machen. Bevor ich dazu kam, Bewerbungen an andere Verlage zu schicken, bekam ich bezüglich des Wettbewerbes eine umwerfende Nachricht … Mein größter Traum, meine Geschichte mit anderen teilen zu dürfen, ist Wirklichkeit geworden und ich kann es immer noch kaum fassen!«

 


Einmal im Jahr vergibt die Deutsche Literaturgesellschaft den Jugendpreis des Jahres. 

Angefangen hat alles im Jahr 2017, als uns die damals 15-jährige Henriette Settmacher mit der Einreichung ihres Manuskriptes »Hinter dem Spiegel« überrascht hat.

In so jungen Jahren ein derart umfassendes, gut strukturiertes, fantasievolles Werk zu schreiben, war für uns ungewöhnlich und beeindruckend. Da war klar: Wir müssen was machen, um unsere jungen Autoren zu fördern. Also riefen wir den Preis für das Jugendbuch des Jahres ins Leben und geben Jugendlichen bis 18 Jahren die Chance, eine Buchveröffentlichung zu gewinnen. 

In diesem Jahr haben wir so unterschiedliche Einreichungen bekommen, dass uns die Entscheidung sehr schwer fiel. Nach langem Hin und Her sind wir nun stolz, unser Jugendbuch 2018 präsentieren zu dürfen:

»Winter, wenn Sommer, Frühling oder Herbst vollkommen unwichtig sind« von Nicole Allwang. Mit ihrer Professionalität und einem ungewöhnlichen Thema hat sie uns überzeugt. 

Verleihung des Jugendbuchpreises auf der Buchmesse Frankfurt/Main

Nicole Allwang – Jugendbuchpreisträgerin 2018


Eine Autorin stellt sich vor!

Ich war der kleine Rotschopf, der alles ganz genau wissen wollte und dem nie die Fragen ausgingen, der auf dem Land in einem kleinen Oberpfälzer Dorf aufgewachsen ist und noch Dreck gegessen hat, wie so manche meiner Kindergartenfreunde auch.Jugendbuchpreis 2018

Aber so wild ich damals auch war – man mochte es nicht glauben – ich konnte es kaum erwarten, in die Schule zu kommen. Und zwar nur aus einem Grund: um das Lesen zu lernen. Das mit den Zahlen, und dem Rechnen und so, reizte mich damals gar nicht – tut es auch heute noch nicht – aber ich wollte unbedingt diese geheimnisvollen Buchstaben lesen können.

Da ich aber ein sehr ungeduldiger Mensch war, und immer alles sofort haben wollte (das ist auch heute noch so), habe ich angefangen, meine eigenen Geschichten zu malen. Meine Mutter musste dann den Text dazu schreiben, welchen ich ihr diktierte.

Von da an war mir klar, dass ich einmal ein Buch schreiben werde und meine Mutter wusste, dass sie es bei mir mit einem besonders schweren Fall zu tun hatte.

Das mit dem Buch hat allerdings noch gedauert, bis ich 14 war. Das war der Zeitpunkt, an dem ich dem Epp-Stein-Barr-Virus zum Opfer gefallen bin und deswegen mehrere Wochen das Haus nicht verlassen durfte. So entstand also mein erstes Buch – aus purer Langeweile, um es korrekt auszudrücken.

Jetzt bin ich 16 Jahre alt und versuche immer noch auf meine Weise perfekt zu sein. Ich liebe den Geruch von neuen Büchern, den Duft, wenn es geregnet hat, und kann nicht leben, ohne jeden Tag mindestens einen Apfel zu essen. Ich gehe auf ein musisches Gymnasium und spiele schon seit Ewigkeiten Trompete und Klavier.

Im Prinzip habe ich mir nicht zugetraut, dass ich es wirklich schaffen würde, dieses Buch zu beenden. Geschweige denn, es überhaupt anzufangen, denn als ich begann, mich mit Winter zu befassen, hatte ich wahrhaftig nur den Namen »Winter« in meinem Kopf.

Ich wusste weder wer Winter war, noch was es mit ihr auf sich hatte. Ja, ich glaube sogar, dass ich nicht einmal wusste, woher ich diesen Namen überhaupt kannte oder wie ich auf ihn gekommen war. Jedenfalls begann ich mir zu überlegen, wer Winter sein könnte, wie sie wohl aussieht und wie ihr Charakter ist. Aber so sehr ich auch versuchte, mein Buch zu planen, so wirklich funktioniert hat das nicht. Das ist wohl einer der Gründe, warum ich schließlich einfach zu tippen begann – mit zwei Fingern.

Natürlich hatte ich noch andere Dinge im Kopf: Zum Beispiel stand für kurze Zeit zu Debatte, Winter könnte auch gesichtsblind sein, aber das verwarf ich schnell wieder. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich auf Seite 8 meines Buches (damals noch aus der Sicht von Winter). Doch als ich endlich wusste, was Winters Geheimnis war, löschte ich alles was ich bis dorthin hatte sofort wieder, und begann von neuem. Diesmal allerdings aus der Sicht von niemandem.

Und dann, ja dann stockte ich, als ich auf Seite acht war noch einmal, knallte den Laptop zu, und ließ das Schreiben erst einmal eine ganze Woche lang sein, weil ich keine Ahnung hatte, in wem ich gelandet war. War es eine neutrale Person? War es ein Junge? War es ein Mädchen?
Nach einer ganzen Woche nachdenken, klappte ich den Laptop also wieder auf, betrachtete ihn skeptisch und las alles, was ich bisher geschrieben hatte noch einmal. Da wurde mir klar, dass ich definitiv eine Erzählerperson brauchte. Eine Rolle, in die ich schlüpfen konnte: Und da war Clyde geboren.

Ich legte also fest, dass ich zu Anfang eine neutrale Person erzählen ließ (Laika) und später erst die richtige Erzählerperson: Clyde – oder Milo, wie er damals noch hieß (Ich habe ihn nämlich erst viel später Clyde getauft. Milo war nur eine Zwischenlösung.) Und dann schrieb ich. Schrieb und schrieb und schrieb und schrieb. Konnte bald schon mit zehn Fingern schreiben und plötzlich war ich fertig. Ich weiß es noch ganz genau: Es war etwa zwei Uhr nachts, als ich das letzte Wort tippte.
Insgesamt hat es fast ein Jahr gedauert dieses Buch zu schreiben, diese Geschichte zu erfinden. Es hat mich unendliche viele Nerven gekostet, hat ein paar Mal fast einen handfesten Familienkrieg entfacht (weil wir nur einen Laptop haben), aber auch unendlich viel Spaß gemacht, Clyde dauernd aus der Scheiße zu ziehen. Außerdem war es fast schon wieder lustig, meinen Bruder tagelang mit den Säbeln rasseln zu sehen, weil ich den Laptop belegte.

Übrigens habe ich immer noch keinen Laptop und schreibe immer noch alles auf der Familienkiste. Gefragt haben meine Eltern mich schon, ob ich einen eigenen haben wolle, aber sie haben mich vor die Wahl gestellt: Entweder ein Laptop … oder eine neue Trompete.
Was soll ich sagen … es ist die Trompete geworden.

Ach ja, und die meisten und besten Ideen für dieses Buch sind mir tatsächlich beim Duschen gekommen.


Jugendbuchpreis 2017:

Henriette H. Settmacher – Zwischen Schreiben und Teenager sein

Wir haben Henriette gefragt, ob sich ihr Leben durch die Buchveröffentlichung verändert hat oder sogar sie sich selbst. Zwischen Schule, der Verantwortung der Familie und den Freunden gegenüber, ein Leben als Autorin zu führen – sei es als Bloggerin oder im Rahmen von »Hinter dem Spiegel« – ist sicher nicht immer so einfach, raubt oft Zeit und hinterlässt Spuren. Wie es ihr damit geht und was sich verändert hat, hat sie uns erzählt.


»Ein Jahr ist eine ziemlich lange Zeit. Innerhalb von dreihundertsechzig Tagen kann unheimlich viel passieren. Einiges hat sich in meinem Umfeld verändert, aber habe ich mich selbst eigentlich verändert?

Ich werde ganz am Anfang der Veränderung und ganz am Anfang des einen Jahres zwischen jetzt und damals beginnen.

Die Inspiration für „Hinter dem Spiegel – Tödliche Dornen“ kam um einiges plötzlicher als die für Teil zwei. Ich habe die Frage, was mich inspiriert hat, „Hinter dem Spiegel – Tödliche Dornen“ zu schreiben schon oft beantwortet. Aber noch nie die nach der allgemeinen Inspiration. Ich bin ein Mensch, der sich viel durch eigene Erlebnisse und Bilder inspirieren lässt.

Henriette Settmacher Jugendbuchpreis 2017Manchmal passiert mir etwas, oder ich schnappe irgendetwas auf, und schon muss ich es aufschreiben. Bei Bildern ist das etwas anderes. Wenn ich irgendwo ein Bild finde, dass mir gefällt, dann beginnt mein Unterbewusstsein das Bild so in eine Handlung umzuwandeln, dass es mich tatsächlich weiterbringt.

Ich bekomme meine Inspiration also aus ziemlich vielen Quellen des Alltages und Freunde und Verwandte inspirieren mich außerdem.

Innerhalb eines Jahres habe ich auch neue Menschen kennengelernt und einige Menschen tatsächlich durch meinen Debütroman. Ich habe sehr nette und kreative Menschen über Instagram oder ähnliche soziale Netzwerke kennengelernt, die sich genauso sehr für das Schreiben begeistern wie ich. Außerdem durfte ich einige Blogger kennenlernen, die mich in ihrer Art verzaubern.

Meine alten und neuen Freunde stehen immer hinter mir und ich weiß, dass ich mich immer auf sie verlassen kann – auch wenn meine eigenen Freunde mich, besonders am Anfang, anders behandelt haben.

Ich habe oft ungläubige Blicke bekommen oder Fragen wie: „Ach echt?“, und dann eine hochgezogene Augenbraue, die ich den meisten nach einigen Wochen gerne aus dem Gesicht radiert hätte. Andere wiederum waren plötzlich wesentlich netter zu mir.

Jetzt, fast ein Jahr später, nachdem ich Teil eins veröffentlicht habe, hat sich das allerdings alles wieder gelegt und die meisten sind wieder so, wie sie vor einem Jahr waren.Henriette Settmacher Jugendbuchpreis 2017

Aber die Frage war ja, ob ich mich verändert habe. Mein Alltag hat sich auf jeden Fall in gewissem Maße verändert. Ich habe keinen strikten Zeitplan, an den ich mich halten muss, geschweige denn richtig durchgeplante Schreibzeiten. Natürlich plane ich ab und zu einige Stunden ein, an denen ich mich einfach hinsetze und drauflos schreibe. Aber besonders die Zeit, die ich mit dem Planen und dem Notizenschreiben verbringe, haben definitiv überhandgenommen und nehmen einen wesentlich größeren Teil meiner Freizeit ein, als noch vor einem Jahr.

Dadurch, dass sich mein Alltag verändert hat, hat sich auch mein Leben von Grund auf verändert. Vor einem Jahr hätte ich niemals gedacht, dass ich so viele tolle Menschen durch mein Buch kennenlernen würde, dass mich tatsächlich Leute auf der Buchmesse besuchen kommen würden, oder das eine Reihe von Menschen, bei allem, was ich für das Buch tue, mitfiebern.

Also um die Frage zu beantworten, ob ich selbst mich verändert habe: Ja. Ja, ich habe mich verändert. Nicht maßgeblich, aber auf jeden Fall spürbar.

Alles, was um mich herum passiert hinterlässt natürlich spuren, ob nun positiv oder negativ … Aber durch die Veröffentlichung meines ersten Buches bin ich wesentlich zielstrebiger und ehrgeiziger geworden, allerdings sicherlich auch um einiges sturer.

Das Schreiben ist meine Welt und ich würde das vergangene Jahr gegen nichts auf der Welt tauschen.«

Henriette Settmacher Jugendbuchpreis 2017

Henriettes 2. Buch erschien im Frühjahr 2018 auch bei uns: ISBN 978-3-03831-180-5, Taschenbuch mit 469 Seiten, 12,80€